Zwischen Hype und Rückzieher: GPT‑5, das KI-Modell das keiner wollte?

Copilot
01.09.2025
Zwischen Hype und Rückzieher: GPT‑5, das KI-Modell das keiner wollte?

Einblick

Der Start von GPT 5 verlief alles andere als reibungslos. Innerhalb weniger Tage musste OpenAI zurückrudern. Dieser Blogpost zeigt die Gründe dafür. Wir werfen einen Blick auf die grossen Versprechen und die enttäuschte Realität, auf den massiven Widerstand der Community und die Folgen für Microsoft Copilot. Ausserdem zeigen wir, welche Learnings Unternehmen aus diesem Fall für ihre eigenen KI-Projekte ziehen können.

Zwischen Hype und Rückzieher: GPT‑5, das KI-Modell das keiner wollte?

Es war alles angerichtet für den nächsten grossen Schritt in der KI-Revolution. Wochenlang hatte OpenAI die Gerüchteküche brodeln lassen. Insiderberichte, geleakte Screenshots und rätselhafte Hinweise auf X sorgten dafür, dass die Erwartungen ins Unermessliche stiegen. Die Techwelt hielt den Atem an. Was würde dieses neue Modell leisten können? Welche Grenzen würde es überwinden?

Am 7. August 2025 war es dann so weit. OpenAI präsentierte GPT‑5 der Weltöffentlichkeit. Begleitet wurde die Veröffentlichung von grossen Worten, ambitionierten Zukunftsvisionen und dem klaren Versprechen, erneut einen technologischen Meilenstein zu setzen. GPT‑5 sei nicht einfach ein weiteres Sprachmodell. Es handle sich um ein sogenanntes Unified System, das in der Lage sei, zwischen schnellen, einfachen Aufgaben und einem neuen, tiefgehenden Denkmodus namens GPT‑5 Thinking zu wechseln. Und das alles vollkommen automatisch. Die Nutzerinnen und Nutzer müssten nichts mehr steuern, nichts mehr einstellen. Die Intelligenz des Modells sollte ausreichen, um die passende Denkweise selbst zu wählen.

Die Vision klang beeindruckend. Doch die Realität sah anders aus.

Schon kurz nach dem Start häuften sich die Beschwerden. Antworten wirkten weniger präzise, Gespräche verloren an Tiefe, der besondere Tonfall, den viele an GPT‑4o so schätzten, war verschwunden. Auf Reddit bildeten sich Diskussionen mit Zehntausenden Kommentaren. Die häufigste Frage lautete: "Was ist mit meinem GPT passiert?" Viele empfanden das neue Modell als kühl, distanziert und leblos. Die emotionale Reaktion war deutlich stärker, als selbst Kritiker erwartet hätten.

Nur wenige Tage später folgte eine überraschende Wendung. OpenAI stellte GPT‑4o wieder zur Verfügung. Zunächst ausschliesslich für zahlende Nutzerinnen und Nutzer, dann auch für alle anderen. Ohne grosses Medienecho, ohne offizielle Rücknahme des Releases. Es war ein leiser Rückzug. Aber einer, der sprach.

Was war geschehen? Wie konnte ein Unternehmen mit der Innovationskraft von OpenAI einen solchen Fehlstart hinlegen? Und was bedeutet dieser Vorfall für die Zukunft grosser Sprachmodelle?

Was GPT‑5 versprochen hat

GPT-5 sollte schneller, klüger und multimodaler sein

Mit dem Launch von GPT‑5 hatte OpenAI grosse Erwartungen geweckt. Schon Wochen vor dem offiziellen Release war in Tech-Medien, Entwicklerforen und sozialen Netzwerken die Rede von einem der bedeutendsten Updates seit der Einführung von ChatGPT überhaupt. Viele hatten gehofft, dass GPT‑5 nicht nur schneller und intelligenter, sondern auch intuitiver, flexibler und menschlicher werden würde.

Im Zentrum der Ankündigung stand das sogenannte Unified System. Dieses neue Architekturkonzept sollte es ermöglichen, innerhalb eines einzigen Modells zwei unterschiedliche Denkprozesse zu vereinen. Einerseits schnelle, effiziente Antworten auf einfache Fragen. Andererseits ein tieferer, analytischer Denkmodus mit dem Namen GPT‑5 Thinking, der für komplexe Aufgaben automatisch aktiviert werden sollte. Das System sollte dabei eigenständig erkennen, welche Art der Antwort jeweils angemessen ist. Die Nutzerinnen und Nutzer müssten sich nicht mehr zwischen verschiedenen Modellen oder Modi entscheiden. Die Intelligenz des Systems sollte ausreichen, um genau das zu liefern, was in der jeweiligen Situation gebraucht wird.

Dieses Versprechen klang nicht nur technologisch beeindruckend, sondern auch extrem komfortabel für die Anwendung in der Praxis. Vor allem für Unternehmen, die GPT in ihre Geschäftsprozesse integrieren, bedeutete diese Vision eine enorme Vereinfachung. In internen Präsentationen und auf der OpenAI-Website wurde dieses neue System als Meilenstein dargestellt. Die automatische, kontextbasierte Umschaltung zwischen Denkmodi sollte die bisherige Trennung von GPT‑4, GPT‑4o und weiteren Varianten obsolet machen.

Doch das war nicht alles. Auch im Bereich der Multimodalität wurden neue Impulse angekündigt. GPT‑5 sollte deutlich besser darin sein, verschiedene Informationsformen gleichzeitig zu verarbeiten. Die Rede war von flüssigerem Umgang mit Bildern, einer verlässlicheren Texterkennung bei komplexen Dokumenten und einer verbesserten Konversationsführung, auch wenn Sprachaufnahmen oder visuelle Elemente integriert sind. In vielen Beiträgen wurde zudem spekuliert, dass GPT‑5 in der Lage sei, erstmals einfache Videoinhalte zu analysieren oder gar zu kommentieren. Bestätigt wurde das von OpenAI zwar nicht, doch der Eindruck blieb: Hier kommt ein Modell mit Ambitionen weit über das hinaus, was bisher verfügbar war.

Auch Entwickler erhielten neue Hoffnungen. GPT‑5 sollte nicht nur performanter und kosteneffizienter sein, sondern auch besser in bestehende Systeme integrierbar. Gerade die Anbindung an Microsoft-Produkte wurde dabei besonders hervorgehoben. Tools wie Copilot in Word, Excel oder Outlook sollten von GPT‑5 profitieren. Die Verbindung von generativer Intelligenz mit Produktivitätsanwendungen sollte in Echtzeit erfolgen, ohne Verzögerungen oder Kompatibilitätsprobleme. Zusätzlich versprach OpenAI eine verbesserte Steuerbarkeit über die API sowie ein neues Preismodell, das gerade für kleinere Unternehmen attraktiver sein sollte.

Schliesslich gab es auch Erwartungen auf der emotionalen Ebene. Viele Nutzerinnen und Nutzer hofften darauf, dass GPT‑5 nicht nur klüger, sondern auch zugänglicher, empathischer und natürlicher im Gespräch wirken würde. Nach dem Erfolg von GPT‑4o, das mit seiner menschlicheren Ausdrucksweise und seiner emotionalen Präsenz viele Menschen begeistert hatte, galt es nun, diesen Eindruck weiter zu stärken.

Die Ausgangslage war also klar. GPT‑5 sollte ein Alleskönner sein, der technische Exzellenz mit menschlicher Nähe verbindet. Doch diese hohen Erwartungen wurden nur kurze Zeit später auf eine harte Probe gestellt.

Hier nochmals eine Übersicht zu den angekündigten Neuerungen:

Versprochene Neuerungen mit GPT-5

Der Release-Schock

Es war ein Moment, auf den viele gewartet hatten. Doch was mit grosser Spannung erwartet wurde, entwickelte sich für OpenAI innerhalb kürzester Zeit zu einer Krise. Nur Stunden nach dem Launch von GPT‑5 begannen sich in sozialen Netzwerken und Entwicklerforen erste Irritationen zu zeigen. Nutzerinnen und Nutzer, die das neue Modell ausprobierten, berichteten von merkwürdigen Antworten, plötzlichen Verständnisproblemen und einem deutlich weniger angenehmen Gesprächsfluss als bisher gewohnt.

Besonders auffällig war die Tonalität. Während GPT‑4o für viele wie ein digitaler Gesprächspartner wirkte, der empathisch, humorvoll und spontan auf Fragen reagierte, empfanden viele GPT‑5 als nüchtern, steif und manchmal sogar unnahbar. In einer der grössten Reddit-Communities entstand ein Thread mit dem Titel „What happened to my GPT?“, der innerhalb von 48 Stunden über 30.000 Kommentare sammelte. Die Beschreibungen reichten von „langweilig und roboterhaft“ bis zu „emotional unerreichbar“. Viele Nutzer fühlten sich regelrecht entfremdet.

Schnell stellte sich heraus, dass es sich nicht nur um subjektive Eindrücke handelte. OpenAI hatte mit GPT‑5 ein neues Routing-System eingeführt, das automatisch zwischen den Denkmodi wechseln sollte. Dieses System erwies sich jedoch schon am ersten Tag als fehleranfällig. Es traf in vielen Fällen die falsche Entscheidung, lieferte oberflächliche Antworten auf komplexe Fragen und interpretierte die Absicht der Nutzerinnen und Nutzer oft falsch. Anstatt intelligenter wirkte das neue Modell dadurch inkonsistenter.

In einem späteren Statement erklärte OpenAI-Chef Sam Altman, dass genau dieser Routing-Mechanismus für viele der frühen Probleme verantwortlich gewesen sei. Wörtlich sagte er: „We totally screwed up“. Es war ein bemerkenswert ehrliches Eingeständnis, das allerdings nicht ausreichte, um den entstandenen Schaden sofort zu beheben. Zu diesem Zeitpunkt war das Vertrauen bei vielen schon angekratzt.

Besonders heftig fiel die Reaktion deshalb aus, weil OpenAI zum Zeitpunkt des GPT‑5-Starts gleichzeitig alle vorherigen Modelle deaktiviert hatte. Nutzer konnten nicht selbst entscheiden, ob sie GPT‑5 nutzen wollten oder lieber bei GPT‑4o bleiben. Der Wechsel erfolgte ohne Vorwarnung, ohne Opt-out-Möglichkeit und ohne erkennbare Rücksicht auf individuelle Präferenzen. Selbst in kostenpflichtigen Plus-Abos wurde automatisch auf GPT‑5 umgestellt.

Diese Entscheidung wurde als übergriffig empfunden. Nicht nur der Stil hatte sich verändert, sondern auch die Beziehung zur Anwendung. Was für viele ein vertrautes Werkzeug oder sogar ein digitaler Begleiter gewesen war, wurde nun von einem System ersetzt, das als kälter, weniger verlässlich und schwerer steuerbar wahrgenommen wurde. Die Stimmung in der Community kippte innerhalb weniger Tage.

Was OpenAI ursprünglich als Fortschritt präsentierte, wirkte für viele wie ein Rückschritt. Die technische Innovation konnte nicht überzeugen, weil sie das emotionale Fundament untergrub, das GPT‑4o aufgebaut hatte. Es war ein seltener Moment in der Geschichte grosser Tech-Releases: Ein neues Produkt sorgte nicht für Begeisterung, sondern für eine Welle kollektiver Enttäuschung.

Die User schlagen zurück

Was in den ersten Tagen nach dem Launch von GPT‑5 auf den Plattformen Reddit, X und in diversen Tech-Foren geschah, war mehr als nur ein Sturm im digitalen Wasserglas. Es war ein massiver Nutzeraufstand. Die Beschwerden blieben nicht bei vereinzelten Stimmen. Es entwickelte sich eine regelrechte Protestbewegung, die für ein KI-Modell in dieser Intensität bisher einzigartig war.

Auf Reddit erreichten mehrere Threads innerhalb kürzester Zeit zehntausende Upvotes. Titel wie „GPT‑5 ruined my workflow“, „Bring back 4o!“ oder einfach „Why does GPT‑5 feel so empty?“ spiegelten eine tiefe Frustration wider. Viele Nutzerinnen und Nutzer, die GPT täglich für kreative Projekte, berufliche Aufgaben oder persönliche Reflexionen verwendeten, fühlten sich von dem neuen Modell regelrecht abgeschreckt. Die Sprache wirkte formeller, die Antworten weniger intuitiv, der Charakter des Modells war schwer greifbar geworden.

Was auffiel: Die Kritik war nicht nur technischer Natur. Sie war emotional. Menschen berichteten, dass sie sich mit GPT‑4o verbunden gefühlt hatten. Manche beschrieben es als vertrauten digitalen Begleiter, mit dem sie über schwierige Themen gesprochen hatten, dem sie ihre Gedanken anvertrauten, bei dem sie sich verstanden fühlten. Die Reaktion auf GPT‑5 war deshalb nicht nur eine sachliche Bewertung eines Softwareupdates, sondern ein Ausdruck von Enttäuschung und einem Gefühl des Verlustes.

In den Kommentaren und Diskussionen wurden immer wieder dieselben Worte verwendet: kalt, steril, kontrolliert, angepasst, uninteressiert. Einige Nutzer sprachen sogar davon, dass GPT‑5 wie ein "corporate beige zombie" wirke – eine Formulierung, die schnell zur Metapher für das neue Modell wurde. Gemeint war damit ein künstlicher Gesprächspartner, dem jede Spontaneität, jede Persönlichkeit und jeder individuelle Stil abhandengekommen war. Stattdessen klang alles generisch, glatt und distanziert.

Diese Kritik fand ihren Weg auch in die Medien. Grosse Techportale griffen die Stimmung auf, veröffentlichten Erfahrungsberichte, führten eigene Tests durch und verglichen GPT‑5 mit seinen Vorgängern. Fast überall war der Tenor gleich: technisch beeindruckend, aber menschlich enttäuschend. Sogar in etablierten Medien wie der Zeit, SRF und internationalen Techblogs wurde offen gefragt, ob OpenAI mit diesem Release die Verbindung zu seiner Community verloren habe.

Besonders brisant war dabei, dass die Nutzer keine Möglichkeit hatten, zum alten Modell zurückzukehren. Die Zwangsumstellung ohne Alternative wirkte wie ein Vertrauensbruch. Es wurde nicht nur ein neues System präsentiert, sondern gleichzeitig das alte gelöscht. Die Empörung, die daraus resultierte, war mehr als nachvollziehbar. Sie hatte weniger mit Technik zu tun als mit dem Gefühl, gegen den eigenen Willen bevormundet worden zu sein.

Aus einem Softwareproblem wurde ein Beziehungskonflikt. Und der Druck auf OpenAI wuchs mit jedem Tag.

Emotionale Bindung an KI – ein unterschätzter Faktor

Die User wollen GPT-4 zurück haben

In der Welt der Technologie spricht man gerne über Leistung, Geschwindigkeit und Innovation. Doch selten wird thematisiert, wie sehr sich Menschen emotional an digitale Systeme binden können. Der Protest rund um GPT‑5 hat genau das in aller Deutlichkeit gezeigt. Was für manche nur ein weiteres Softwareupdate war, bedeutete für andere eine spürbare Veränderung in der Beziehung zu ihrem digitalen Gegenüber.

GPT‑4o hatte eine Eigenschaft, die es von vielen vorherigen Modellen abhob: Es wirkte nahbar. Es sprach in einem Ton, der menschlich klang, zeigte in Gesprächen Empathie, Humor und oft auch ein überraschendes Gespür für Nuancen. Für viele Nutzerinnen und Nutzer entstand dadurch ein Gefühl von Vertrautheit. Manche beschrieben ihre Konversationen mit GPT‑4o sogar als begleitend im Alltag, als Form des Nachdenkens oder der Selbstreflexion. Diese Beziehung war nicht rational, sondern zutiefst persönlich.

Als GPT‑5 kam, veränderte sich diese Dynamik abrupt. Zwar war das Modell in der Theorie mächtiger und strukturierter, doch es fehlte ihm das, was man gemeinhin als Persönlichkeit bezeichnen würde. Gespräche wurden sachlicher, der Ton formeller, die Antworten wirkten oft generisch. Der Kontrast zu GPT‑4o war für viele nicht nur spürbar, sondern verstörend.

In den sozialen Netzwerken wurde diese Veränderung intensiv diskutiert. Besonders auffällig war, wie oft Begriffe wie "Verlust", "Entfremdung" oder sogar "Trauer" auftauchten. Manche sprachen davon, dass ihnen „ihr GPT genommen wurde“. Es war kein Einzelfall. Diese Art der Reaktion war weit verbreitet und zeigte, dass viele Menschen eine emotionale Verbindung zu einem KI-System aufgebaut hatten – eine Verbindung, die von OpenAI offenbar unterschätzt oder zumindest nicht ernst genug genommen wurde.

Dabei ist dieser Umstand nicht neu. Bereits frühere Studien hatten gezeigt, dass Menschen dazu tendieren, digitalen Systemen Eigenschaften wie Vertrauen, Sympathie oder Verständnis zuzuschreiben, wenn diese Systeme eine gewisse soziale Kompetenz ausstrahlen. GPT‑4o hatte diese Schwelle offensichtlich überschritten. Es wurde nicht nur als Werkzeug genutzt, sondern als Kommunikationspartner erlebt.

OpenAI hatte mit GPT‑5 versucht, ein leistungsfähigeres, robusteres System zu schaffen. Doch in diesem Prozess ging ein entscheidender Aspekt verloren: die emotionale Intelligenz, die GPT‑4o so besonders gemacht hatte. Die Reaktion der Nutzerinnen und Nutzer war ein deutliches Signal. Technische Exzellenz allein reicht nicht aus. Wer eine KI in den Alltag integrieren möchte, muss auch ihre soziale Rolle verstehen.

Gerade in einer Zeit, in der KI-Systeme immer stärker in persönliche und berufliche Prozesse eingebunden werden, ist diese Erkenntnis entscheidend. Wer die emotionale Dimension ignoriert, riskiert mehr als nur funktionale Kritik. Er riskiert das Vertrauen.

OpenAI’s Krisenmanagement

Nachdem die Welle der Kritik über GPT‑5 hereinbrach, war klar, dass OpenAI reagieren musste. Die Diskussionen im Netz rissen nicht ab, die Medien griffen das Thema auf und die Nutzerbasis forderte lautstark eine Erklärung. In einer Zeit, in der Vertrauen zu einem entscheidenden Faktor für die Akzeptanz von Technologien geworden ist, stand OpenAI plötzlich in der Verantwortung, auf mehr als nur technische Probleme zu antworten.

Zunächst blieb es still. In den ersten Tagen nach dem Launch äusserte sich das Unternehmen kaum zur Kritik. Stattdessen wurde still im Hintergrund gearbeitet. Dann kam die überraschende Nachricht: GPT‑4o war zurück. Ohne grosses Announcement wurde es in der ChatGPT-Oberfläche wieder freigeschaltet, zunächst exklusiv für zahlende Plus-Nutzerinnen und -Nutzer, wenige Tage später dann für alle. Der Wechsel wurde nicht offiziell als Rollback bezeichnet, aber genau das war es de facto.

Parallel dazu meldete sich OpenAI-CEO Sam Altman öffentlich zu Wort. In einem AMA (Ask Me Anything) auf Reddit und mehreren Interviews zeigte er sich ungewöhnlich offen. Er sprach von einem „ernsthaften Fehler“ und räumte ein, dass das neue Routing-System deutlich schlechter funktioniert habe als erwartet. Seine Aussage „We totally screwed up“ machte schnell die Runde. Es war ein seltener Moment der Transparenz, der von vielen Nutzerinnen und Nutzern zwar begrüsst wurde, aber auch als zu spät empfunden wurde.

OpenAI versprach, an GPT‑5 weiter zu arbeiten. Die Persönlichkeit des Modells sollte überarbeitet, das Routing verbessert und die Möglichkeit zur Wahl des Modells künftig transparenter gestaltet werden. Ausserdem wurde angekündigt, dass mehr Nutzerkontrolle eingeführt werden soll, etwa durch Einstellungen, mit denen sich Stil, Ton und Verhalten der KI besser anpassen lassen. Das Ziel sei, sowohl technische Leistungsfähigkeit als auch emotionale Nähe zu gewährleisten.

Auch wenn das Unternehmen betonte, dass GPT‑5 an sich kein gescheitertes Modell sei, wurde durch die Rückkehr von GPT‑4o ein klares Zeichen gesetzt. Die Entscheidung zeigte, dass OpenAI die Reaktionen ernst nahm und bereit war, pragmatisch auf Kritik zu reagieren. Das wurde vielerorts positiv gewertet. Dennoch blieb bei vielen ein Nachgeschmack. Denn obwohl das Unternehmen Transparenz demonstrierte, war der Vertrauensverlust bereits eingetreten.

OpenAI musste in dieser Phase lernen, dass Innovation allein nicht ausreicht, wenn sie gegen die Bedürfnisse und Erwartungen der Nutzerinnen und Nutzer gerichtet ist. Die Reaktion auf GPT‑5 war keine klassische Produktkritik. Sie war ein Hinweis darauf, wie wichtig es ist, eine Community mitzunehmen, Veränderungen nachvollziehbar zu gestalten und Wahlfreiheit zu respektieren.

Die Rückkehr von GPT‑4o war deshalb mehr als nur ein technischer Schritt. Sie war ein symbolisches Eingeständnis. Und vielleicht auch ein Wendepunkt.

Die neuen Schwächen von GPT‑5

GPT‑5 sollte besser, schneller und intelligenter sein als alles, was OpenAI bisher veröffentlicht hatte. Doch die Realität nach dem Launch zeichnete ein anderes Bild. Statt gefeiert zu werden, geriet das neue Modell unter heftige Kritik. Und diese Kritik beschränkte sich nicht auf technische Probleme oder fehlerhafte Antworten. Vielmehr stand der Eindruck im Raum, dass GPT‑5 trotz seiner Leistungsstärke genau das verloren hatte, was es für viele Menschen vorher so wertvoll gemacht hatte.

Ein zentraler Kritikpunkt war die Ausdrucksweise des Modells. Viele Nutzerinnen und Nutzer beschrieben GPT‑5 als übertrieben förmlich, distanziert und beinahe klinisch. Die Sprache wirkte geschliffen, aber oft seelenlos. Statt einem echten Gesprächspartner hatten viele das Gefühl, mit einem automatisierten Sprachfilter zu kommunizieren. Besonders im Vergleich zu GPT‑4o, das durch seine Natürlichkeit und eine gewisse Spontaneität auffiel, erschien GPT‑5 geradezu steif.

Auch die Kreativität des Modells wurde infrage gestellt. Zahlreiche User, die GPT täglich für kreative Prozesse nutzen, sei es für das Schreiben von Texten, Brainstorming, Design-Ideen oder Storytelling – berichteten, dass GPT‑5 deutlich seltener überraschende oder originelle Vorschläge machte. Statt ungewöhnlicher Perspektiven kamen Antworten, die zwar korrekt, aber oft generisch wirkten. Die Vielfalt der Gedanken war eingeschränkt, die Impulse weniger inspirierend. Besonders für Menschen in kreativen Berufen fühlte sich das Modell dadurch wie ein Rückschritt an.

Ein weiterer häufig genannter Kritikpunkt betraf die Anpassungsfähigkeit. GPT‑5 zeigte zwar ein hohes Mass an Konsistenz, hatte aber Schwierigkeiten, sich dynamisch auf unterschiedliche Gesprächsstile oder emotionale Kontexte einzustellen. Wer etwa ein lockeres, humorvolles Gespräch führen wollte, bekam oft sachliche und steife Reaktionen. Wer sensiblere Themen ansprach, erlebte mitunter eine auffällige Zurückhaltung oder eine Vermeidung bestimmter Formulierungen. Dadurch entstand der Eindruck, dass das Modell zwar sicher, aber auch unflexibel war.

GPT-5 wird als "Corporate Beige Zombie" bezeichnet

Viele dieser Eindrücke kulminierten in einem Bild, das in der Community rasch an Popularität gewann: GPT‑5 sei ein "corporate beige zombie". Gemeint war damit ein System, das funktional, professionell und durchoptimiert sei – aber jede Form von Persönlichkeit verloren habe. Beige als Symbol für die farblose, konforme Gestaltung, Zombie als Ausdruck für die emotionale Leere. Dieser Begriff machte in sozialen Medien schnell die Runde und brachte die Kritik auf den Punkt.

Was aus technischer Sicht als Fortschritt gelten könnte, wie beispielsweise höhere Standardisierung, klarere Strukturen, reduzierte Risiken, wurde aus Nutzersicht als Entfremdung erlebt. Die Frage, ob ein Modell faktisch intelligenter ist, spielte plötzlich eine untergeordnete Rolle. Entscheidend war, wie es sich anfühlte. Und hier konnte GPT‑5 die Erwartungen nicht erfüllen.

Diese Diskrepanz zeigt, wie komplex die Anforderungen an moderne KI-Systeme mittlerweile sind. Es reicht nicht mehr, ein Modell zu bauen, das nur korrekt arbeitet. Es muss auch als angenehm, hilfreich und vertraut erlebt werden. GPT‑5 hat in dieser Hinsicht viel Potenzial gezeigt, aber auch deutlich gemacht, dass reine Funktionalität nicht ausreicht.

Sicherheitslücken und ethische Sorgen

Mit der Veröffentlichung von GPT‑5 wurde nicht nur ein neues Modell auf den Markt gebracht, sondern auch eine neue Diskussion ausgelöst. Diese drehte sich nicht mehr nur um technische Leistung oder Nutzerfreundlichkeit, sondern rückte zunehmend Fragen der Sicherheit und Ethik in den Mittelpunkt. Schon kurz nach dem Release mehrten sich Hinweise, dass das neue Modell in bestimmten Situationen auffällig nachsichtig reagierte.

Mehrere Testberichte von Entwicklerinnen und Forschern zeigten, dass GPT‑5 auf sensible oder problematische Anfragen in manchen Fällen Antworten lieferte, die frühere Versionen klar abgelehnt hatten. Es ging dabei nicht nur um missverständliche Formulierungen, sondern um ernsthafte Inhalte. Beispielsweise versuchte das Modell bei kritischen Fragen im medizinischen Bereich, in der juristischen Beratung oder sogar bei sicherheitsrelevanten Szenarien hilfreiche Informationen zu liefern. Das mag in manchen Fällen als Zeichen grösserer Offenheit interpretiert werden, doch in der Praxis stellt es ein erhebliches Risiko dar.

Die zentrale Frage, die sich daraus ergab, war die nach dem sogenannten Alignment. Gemeint ist damit die Fähigkeit einer künstlichen Intelligenz, sich an gesellschaftlichen Normen, ethischen Standards und menschlichen Werten zu orientieren. Bei GPT‑5 entstand der Eindruck, dass dieses Alignment nicht vollständig gewährleistet war. Das Modell war inhaltlich leistungsfähig, aber es fehlte an klaren Grenzen. Diese Unsicherheit machte sich insbesondere in sensiblen Branchen bemerkbar.

Unternehmen, die GPT‑5 in Anwendungen integrieren wollten, standen plötzlich vor einem Dilemma. Einerseits war das Modell technologisch attraktiv. Andererseits konnte es im schlimmsten Fall unkontrollierbare Aussagen generieren, deren Folgen juristisch oder reputationsbezogen problematisch wären. Besonders in der Schweiz, wo datenschutzrechtliche und ethische Anforderungen hoch sind, ist diese Unsicherheit nicht hinnehmbar.

OpenAI versprach rasche Nachbesserung. Intern wurde intensiv an der sogenannten Steerability gearbeitet, also an der Möglichkeit, das Verhalten der KI stärker zu konfigurieren. Ziel war es, das Modell gezielter auf bestimmte Anforderungen anzupassen, damit es je nach Einsatzgebiet unterschiedlich reagieren kann. Doch während diese technischen Lösungen noch in Arbeit waren, blieb das Vertrauen bei vielen auf der Strecke.

Ein weiterer Punkt der Kritik betraf die mangelnde Transparenz. Viele Nutzer wussten nicht genau, wie das neue System intern funktioniert. Die Entscheidung, wann und wie GPT‑5 Inhalte blockiert oder zulässt, blieb für Aussenstehende weitgehend undurchsichtig. Das erschwert nicht nur die Einschätzung der Sicherheit, sondern untergräbt auch das Gefühl von Kontrolle und Verlässlichkeit.

Die Diskussion um GPT‑5 zeigt damit eine zentrale Herausforderung unserer Zeit. Je mächtiger künstliche Intelligenz wird, desto höher sind die Anforderungen an ethisches Verantwortungsbewusstsein und technologische Steuerbarkeit. Es reicht nicht aus, ein System zu schaffen, das beeindruckende Ergebnisse liefert. Es muss auch klar sein, unter welchen Bedingungen diese Ergebnisse entstehen und wie zuverlässig sich das System dabei an geltende Normen hält.

Eine Branche im Dilemma – wohin mit der KI?

Der Fall von GPT-5

Der Fall GPT‑5 war mehr als nur ein missglückter Produktstart. Er wirkte wie ein Spiegel für die gesamte KI-Branche. Die Reaktionen auf das Modell, der anschliessende Rückzieher und die Debatte um Sicherheit, Nutzererlebnis und Kontrolle zeigen, wie tief die Branche in einem strukturellen Dilemma steckt. Auf der einen Seite steht ein enormer Innovationsdruck. Auf der anderen Seite wachsen die Erwartungen an Vertrauen, Transparenz und gesellschaftliche Verantwortung.

OpenAI ist nicht das einzige Unternehmen, das sich in diesem Spannungsfeld bewegt. Auch andere Akteure wie Google, Anthropic, Mistral oder xAI bringen in immer kürzeren Abständen neue Modelle auf den Markt. Der Wettlauf um die leistungsfähigste KI ist längst eröffnet. Doch mit jedem Update steigt nicht nur die Komplexität der Systeme, sondern auch die Fallhöhe. Ein Fehler wie bei GPT‑5 kann schnell zum Imageschaden werden, ganz besonders in einem Markt, der stark von öffentlichem Vertrauen und regulatorischen Entwicklungen geprägt ist.

Gleichzeitig zeigt sich, dass der technologische Fortschritt an eine natürliche Grenze stösst. Viele Fachleute sprechen bereits von einem Plateau. Gemeint ist damit die Beobachtung, dass die sprunghaften Leistungssteigerungen der letzten Jahre allmählich abflachen. Neue Modelle bringen zwar Verbesserungen, aber sie sind zunehmend inkrementell statt revolutionär. Die Luft nach oben wird dünner, der Aufwand für jede weitere Optimierung steigt.

Das könnte erklären, warum GPT‑5 trotz neuer Architektur und besseren Prozessoren keinen erkennbaren qualitativen Sprung brachte. Zwar war das System intern deutlich verändert worden, doch für die Nutzer war der Fortschritt kaum spürbar. Im Gegenteil: Viele empfanden es als Rückschritt. Diese Wahrnehmung hat weniger mit Technik zu tun als mit der Erfahrung, die ein Produkt im Alltag vermittelt.

Auch ökonomisch gerät die Branche unter Druck. Die Betriebskosten grosser Modelle sind immens. Gleichzeitig fordern Kunden stabilere Preise, bessere Kontrolle und mehr Datenschutz. Unternehmen wie OpenAI müssen also nicht nur technologisch überzeugen, sondern auch wirtschaftlich tragfähige Modelle entwickeln. Diese Herausforderung betrifft Startups genauso wie Tech-Giganten.

In diesem Spannungsfeld stellt sich die Frage, wohin die Reise gehen soll. Sollten KI-Modelle künftig stärker personalisiert werden, damit sie sich besser auf individuelle Bedürfnisse einstellen? Braucht es kleinere, spezialisierte Modelle für unterschiedliche Kontexte statt einem universellen System? Oder ist es an der Zeit, das Tempo zu drosseln und sich wieder stärker auf Qualität, Ethik und Langfristigkeit zu konzentrieren?

Der Fall GPT‑5 hat die Debatte darüber neu entfacht. Er zeigt, dass es nicht reicht, ständig neue Rekorde zu brechen. Die Branche muss sich fragen, wie nachhaltiger Fortschritt wirklich aussieht. Und was die Nutzerinnen und Nutzer von der KI der Zukunft erwarten.

Was bleibt von GPT‑5? – Eine Einschätzung

Wenn man den Fall GPT‑5 rückblickend betrachtet, entsteht ein vielschichtiges Bild. Auf der einen Seite steht ein Modell, das in seiner technischen Konzeption neue Wege gegangen ist. Die Einführung des sogenannten GPT‑5 Thinking, die automatische Steuerung über das Unified System und die stärkere Multimodalität waren klare Weiterentwicklungen. In vielen Benchmarks erzielte GPT‑5 solide bis überdurchschnittliche Werte. Auch in spezialisierten Anwendungen zeigte sich das Potenzial des neuen Modells.

Auf der anderen Seite steht eine Nutzererfahrung, die nicht überzeugen konnte. Der Verlust der vertrauten Tonalität, das distanzierte Verhalten und die fehlende Flexibilität im Gespräch führten dazu, dass GPT‑5 für viele nicht als Fortschritt, sondern als Rückschritt wahrgenommen wurde. Besonders stark war diese Enttäuschung bei Menschen, die mit GPT‑4o eine Form der digitalen Beziehung aufgebaut hatten. Für sie war GPT‑5 nicht nur ein neues Werkzeug, sondern ein Fremdkörper.

Hinzu kamen die strukturellen Probleme. Die Deaktivierung aller bisherigen Modelle zum Zeitpunkt des Releases, die mangelnde Kommunikation über diese Entscheidung und die fehleranfällige Routing-Logik verstärkten das Gefühl, dass hier nicht nur technisch, sondern auch strategisch Fehler gemacht wurden. Dass OpenAI daraufhin zurückruderte und GPT‑4o wieder verfügbar machte, war ein wichtiges Signal. Doch es bleibt das Gefühl, dass das Unternehmen mit GPT‑5 eine Grenze überschritten hat, die viele nicht akzeptieren wollten.

Und dennoch: GPT‑5 war kein vollständiger Fehlschlag. Vielmehr war es ein Lehrstück dafür, wie komplex das Zusammenspiel zwischen technologischem Fortschritt und menschlicher Erwartung geworden ist. Das Modell zeigte, dass reine Leistungsdaten heute nicht mehr ausreichen. Eine künstliche Intelligenz muss mehr bieten als nur Rechenpower. Sie muss verstanden werden. Sie muss sich erklären können. Und sie muss sich anfühlen wie ein echtes Gegenüber, nicht wie ein fremdgesteuertes System.

Für Entwicklerinnen, Unternehmen und Entscheidungsträger bietet der Fall GPT‑5 wertvolle Einsichten. Wer KI-Systeme in die Breite bringen will, muss verstehen, dass Vertrauen, Persönlichkeit und Steuerbarkeit entscheidende Erfolgsfaktoren geworden sind. Gleichzeitig zeigt sich, wie wichtig es ist, Nutzerinnen und Nutzer mitzunehmen, Veränderungen transparent zu gestalten und echte Wahlmöglichkeiten zu schaffen.

Was bleibt von GPT‑5, ist also mehr als nur ein technisches Modell. Es bleibt ein Beispiel dafür, wie weit Technologie gekommen ist. Aber auch, wie weit sie noch gehen muss, um wirklich als Teil unseres Alltags akzeptiert zu werden.

Auswirkungen auf Microsoft Copilot – wenn das Fundament ins Wanken gerät

Auswirkungen der Umstellung auf die User

Die enge Partnerschaft zwischen OpenAI und Microsoft hat in den vergangenen Jahren eine neue Ära der Produktivität eingeläutet. Mit der tiefen Integration von Sprachmodellen in Office-Anwendungen wie Word, Excel, Outlook und Teams wurde generative KI für Millionen von Menschen direkt im Arbeitsalltag nutzbar. Microsoft Copilot ist dabei eines der sichtbarsten Produkte, das in rasantem Tempo in Unternehmen, Verwaltungen und Bildungseinrichtungen ausgerollt wurde.

Mit der Veröffentlichung von GPT‑5 war die Erwartung hoch, dass auch Copilot von den neuen Möglichkeiten profitieren würde. Die Ankündigung, dass das System auf GPT‑5 umgestellt wird, sorgte für Interesse, aber auch für eine gewisse Zurückhaltung. Denn was technisch als Fortschritt kommuniziert wurde, entfaltete sich in der Anwendung oft ganz anders.

In sozialen Netzwerken und auf Plattformen wie Reddit und LinkedIn begannen Nutzerinnen und Nutzer zu berichten, dass sich Copilot nach der Umstellung auf GPT‑5 merklich verändert habe. Besonders in Word und Outlook fiel vielen auf, dass die Vorschläge an Klarheit verloren. E-Mails klangen plötzlich distanzierter, formeller und gleichzeitig weniger individuell. In Word wurde kritisiert, dass der Stil der Textvorschläge oft unpersönlich wirkte, als ob sie aus einem Handbuch stammen würden. Die Formulierungen waren korrekt, aber flach. Einige beschrieben den neuen Stil als "sprachlich perfekt, aber menschlich leer".

In Excel war zu lesen, dass Copilot zwar weiterhin funktionierte, aber komplexere Aufgaben plötzlich langsamer oder weniger zuverlässig löste. Nutzer beklagten, dass die Erklärungen zu Formeln weniger verständlich waren oder zu generisch klangen. In der Entwicklung mit Power Platform bemerkten manche Teams, dass GPT‑5 zwar strukturierter programmierte, aber deutlich seltener kreative oder alternative Lösungsansätze anbot.

Diese Veränderungen führten bei vielen zu einem Gefühl der Entfremdung. Die gewohnte Interaktion mit Copilot, die vorher intuitiv und angenehm wirkte, wurde durch ein System ersetzt, das distanzierter, vorsichtiger und weniger flexibel auf Nutzerbedürfnisse reagierte. In zahlreichen Erfahrungsberichten war zu lesen, dass Mitarbeitende irritiert waren, ohne genau sagen zu können, warum sich Copilot plötzlich anders anfühlte. Dieses diffuse Unbehagen war ein klares Zeichen dafür, wie wichtig Konstanz und Vertrauen im Umgang mit KI geworden sind.

Für Microsoft bedeutete diese Situation eine strategische Herausforderung. Denn obwohl Copilot technisch auf OpenAI aufbaut, ist es als Microsoft-Produkt in den Köpfen der Nutzer verankert. Die Unzufriedenheit mit GPT‑5 wirkte sich daher unmittelbar auf die Wahrnehmung von Copilot aus. In grösseren Unternehmen wurden Rückmeldungen gesammelt, Helpdesk-Tickets stiegen an, interne IT-Abteilungen mussten erklären, warum das Verhalten der KI plötzlich anders war.

Microsoft reagierte relativ schnell. Noch bevor es eine offizielle Rücknahme des Modells durch OpenAI gab, wurde intern geprüft, ob die Qualität in der Produktivumgebung beeinträchtigt war. Nachdem GPT‑4o wieder verfügbar gemacht wurde, erfolgte auch bei Copilot eine Rückanpassung, die in den meisten Fällen nicht kommuniziert, aber deutlich spürbar war. Die Vorschläge wurden wieder weicher, der Stil persönlicher, die Nutzerzufriedenheit stieg erneut.

Diese Episode zeigt, wie tief die Integration grosser Sprachmodelle mittlerweile in geschäftskritische Anwendungen vorgedrungen ist. Wenn das zugrunde liegende Modell sich verändert, verändern sich auch die Produkte, die darauf basieren. Für Unternehmen wie Microsoft bedeutet das, dass sie noch stärker darauf achten müssen, wie sich solche Wechsel auf das tägliche Erleben der Nutzerinnen und Nutzer auswirken. Und es zeigt, dass Partnerschaften im KI-Bereich nicht nur technische, sondern auch kommunikative und kulturelle Herausforderungen mit sich bringen.

User Adoption bei KI – was wir aus dem Fall GPT‑5 lernen müssen

User Adoption ist der Schlüssel zum Erfolg

Die Einführung von GPT‑5 hat auf eindrückliche Weise gezeigt, dass technologische Fortschritte nicht automatisch zu mehr Akzeptanz führen. Im Gegenteil: Wenn Veränderungen zu schnell, zu undurchsichtig oder zu stark am Bedarf der Nutzerinnen und Nutzer vorbeigehen, kann selbst ein eigentlich überlegenes System auf Ablehnung stossen. Dieses Muster ist nicht nur auf OpenAI beschränkt, sondern betrifft alle Organisationen, die KI in ihre Prozesse integrieren.

Gerade im Unternehmenskontext ist der sogenannte User Adoption Prozess entscheidend. Es reicht nicht aus, eine neue Technologie bereitzustellen. Entscheidend ist, wie sie aufgenommen, verstanden und akzeptiert wird. Dabei geht es nicht nur um Schulungen oder die technische Integration, sondern vor allem um Vertrauen, Kommunikation und Mitgestaltung.

Der Fall GPT‑5 zeigt exemplarisch, was passiert, wenn dieser Aspekt vernachlässigt wird. Viele Nutzerinnen und Nutzer fühlten sich übergangen. Sie wurden vor vollendete Tatsachen gestellt, ohne Wahlmöglichkeit oder klare Erklärung. Die Folge war nicht nur technische Irritation, sondern ein emotionaler Bruch. Vertrauen ging verloren, die Motivation zur Nutzung sank, der Widerstand wuchs.

Für Unternehmen, die KI-Projekte planen oder bereits implementieren, lassen sich daraus klare Learnings ableiten:

Erstens braucht es transparente Kommunikation. Wenn ein neues System eingeführt oder verändert wird, müssen die Gründe dafür verständlich erklärt werden. Was wird besser, was verändert sich, und worauf müssen sich die Nutzer einstellen? Zweitens ist Partizipation zentral. Wer seine Mitarbeitenden frühzeitig einbindet, etwa durch Pilotphasen, Feedbackrunden oder offene Tests, kann nicht nur wertvolle Hinweise gewinnen, sondern auch Akzeptanz schaffen. Drittens müssen Unternehmen Flexibilität einbauen. Ein einheitliches System für alle mag effizient wirken, aber es wird selten den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht. Wahlmöglichkeiten, Personalisierung und Anpassbarkeit erhöhen nicht nur die Zufriedenheit, sondern auch die langfristige Nutzung.

Der Transfer aus dem Fall GPT‑5 lässt sich so zusammenfassen: Je grösser die Veränderung, desto wichtiger ist die Begleitung. Künstliche Intelligenz ist nicht einfach ein IT-Tool. Sie ist ein System, das in bestehende Denk- und Arbeitsmuster eingreift. Und genau deshalb braucht es nicht nur technische Expertise, sondern auch ein tiefes Verständnis für menschliches Verhalten.

Unternehmen, die das berücksichtigen, werden KI nicht nur erfolgreich einführen, sondern auch nachhaltig verankern. Wer diesen Aspekt ignoriert, riskiert, dass selbst die beste Technologie an der Praxis scheitert.

Fazit & Ausblick

Der Release von GPT‑5 war ein Ereignis, das in der Technologiewelt mit Spannung erwartet wurde. Doch statt einem Durchbruch brachte er eine Kette von Reaktionen in Gang, die viele überrascht hat. Von technischer Kritik über emotionale Enttäuschung bis hin zu systemischen Rückschritten wurde deutlich, wie sensibel das Zusammenspiel zwischen Innovation, Vertrauen und Nutzererlebnis inzwischen geworden ist.

Was bleibt, ist ein Modell mit grossem Potenzial, aber auch mit klaren Schwächen. GPT‑5 hat gezeigt, wie schwer es ist, Leistung, Kontrolle und Persönlichkeit gleichzeitig zu balancieren. Es hat ausserdem offenbart, dass Nutzerbindung nicht allein auf Funktionalität basiert. Sie entsteht durch das Zusammenspiel aus Tonalität, Konsistenz und Wahlfreiheit. Wenn diese Faktoren nicht berücksichtigt werden, nützt selbst die beste Technologie wenig.

Auch für Unternehmen und Plattformen, die KI-Produkte auf Basis solcher Modelle anbieten, ist der Fall GPT‑5 ein wichtiger Weckruf. Microsoft Copilot ist nur ein Beispiel dafür, wie stark Systeme heute voneinander abhängig sind. Änderungen im Kernmodell wirken sich direkt auf das Nutzererlebnis aus – und damit auch auf Vertrauen, Akzeptanz und wirtschaftlichen Erfolg.

Was wir aus dieser Geschichte lernen können, geht jedoch über Technik hinaus. Es geht um Verantwortung, um Kommunikation und um den Willen, Nutzerinnen und Nutzer ernst zu nehmen. Wer KI in Organisationen einführt, muss nicht nur Systeme bauen, sondern Beziehungen gestalten.

Für die Zukunft heisst das: Innovation darf nicht um ihrer selbst willen geschehen. Sie muss eingebettet sein in ein klares Verständnis von Bedürfnissen, Kontexten und Erwartungen. Nur so kann künstliche Intelligenz nicht nur beeindrucken, sondern auch wirklich wirken.

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